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MEIN BLOG ZUM THEMA GEIGENBAU

"Ist es nicht an der Zeit, etwas anders zu denken?"

Blogeintrag 08.05.2024


Klimawandel, Holz und Handel, gefährtete Arten, Aussterben... Schlagzeilen und Stichwörter welche für Atemnot und zugleich Angstschweiß auf der Stirn sorgen.

Was habe ich da für ein Hobby? Welche Verantwortung habe ich gewählt? Wäre es nicht einfacher und politisch sinnvoller gewesen mir eine Modelleisenbahn zu kaufen?

Nein, sicher nicht. Ich verstehe mich nicht als Problem, als Ursache oder prozentualer Unterstützer von Schwarzhandel oder Raubbau. Und insgesamt geht es auch nicht um Schuld.

Ganz im Gegenteil. Ich habe lange gegrübelt und darüber nachgedacht, wie das Hobby Geigenbau und der Umgang mit den Ressourcen gelingen kann. Es ist erstaunlich, erstaunlich einfach sogar. Zugegeben, ich bin ja wirtschaftlich nicht abhängig, was ich da in meiner kleinen bescheidenen Werkstatt tue. Von daher ist es auch irrelevant, die Wünsche oder Erwartungen von Dritten zu berücksichtigen. Es ist vielmehr, das Ausleben meiner Leidenschaft. Aber was sollte nun also Kern sein, in der Thematik?

Ich denke runterskaliert ist das genauso einfach, wie für alle anderen auch. Es geht um das was in den Köpfen stattfindet. Wenn ein Griffbrett an der Geige schwarz sein soll, dann muss es auch schwarz sein! Oder nicht?

Der professionelle Geigenbauer weiß ganz genau, warum nur Ebenholz in Frage kommt. Es sind des Holzes Eigenschaften, natürlich. Aber Hand aufs Herz, wieviel "haben wir immer schon so gemacht" steckt da auch mit drin?

Meine Sichtweise ist da differenziert. Ich würde ja mitteleuropäischen Ahorn nehmen. Oder Apfelholz. Birne und Nuss wären auch noch geeignet. Nuss verhält sich beim Arbeiten mit der Ziehklinge fast identisch wie Ebenholz, wussten Sie das?

Natürlich sind wir dann auch beim Thema Holzfarbe. Aber warum eigentlich? Violonensets aus Buchsbaum gibts ja auch, und sind nicht unbeliebt. Also, helle Stimmwirbel, Saitenhalter und Kinnstützen.

Natürlich ist der bosnische Bergahorn ein ganz besonderes Holz. Unter den regional besonderen Bedingungen gewachsen, ist er natürlich in seiner Struktur und Flammung einzigartig. Ich schätze das auch sehr.

Aber, schönes und brillantes Holz für Böden, Zargen und Hals kann aus vielen unkritischen Hölzern gefertigt werden. Ein hochklassiger Klang liese sich damit bestimmt auch verwirklichen. Dazu müsste man Dogmen ablegen und offen sein. Vorallem aber Jene welche ein solches Instrument nachher spielen wollen.

Ich bin froh, in meinem "Hobby" zuhause zu sein. Ich baue einfach und denke nicht darüber nach. Allerdings, wie ich Hobby und die Schonung der Ressourcen übereinanderbringen kann, schon.

Blogeintrag 15.04.2024


Mit den Emotionen welche in mir entstehen, wenn ich eine wirklich gut gelungene Geige in der Hand halte, sie bestaune und ganz genau mit meinem Blick in jedem Winkel und Detail abscanne - das werden wohl sehr viele kennen, welche sich für Geigenbau begeistern können.

Auch wenn dieser Eintrag ein wenig philosophisch wirken mag, was aber halte ich da in Händen und habe so grenzenlosen Respekt vor dem was es ist?

Vermutlich kann das nur nachvollzogen werden, wenn man die Geschichte der Geige kennt, sich etwas näher damit beschäftigt hat. Sie ist ohne Frage eines der schönsten Formen und Eigenheiten welche wir haben, im großen Spektrum der Musikinstrumente.

Doch aber ist sie ein Instrument, welches über die Jahrhunderte nur sehr eingeschränkt Weiterentwicklung erfahren hat. Die Gründe liegen in der Geschichte offensichtlich dar.

Zunächst wäre da natürlich das Klangbild. Es resultiert aus Material, Bauart und natürlich der Art wie gekonnt sie gespielt wird. Sicher hat die Bauform auch etwas mit Tradition und Erwartungshaltung gemein.

Es gäbe ja noch Gusetto oder Stainers Löwenköpfe. Selbst die großen Meister haben sich für ihre Verhältnisse schon weit aus dem Fenster gelehnt, mosaikgleiche Randeinlagen zum Beispiel. Oder doppelte Adergräben. Nuancen bei den Ecken, der F-Löcher oder den Dimensionen der Schnecke.

Allerdings, sehen wir zufällig in eine Orchesterübertragung oder im Konzertsaal, finden wir in den Streichersektionen immer sehr viel gemeinsames.

Es gibt natürlich auch Künstler welche Instrumente aus Carbon bespielen. Wenn man in den Social Medias in den gefilterten Rubriken sucht, findet sich eine schon große Bandbreite an Instrumenten welche optisch, und soweit durch Medien beurteilbar, klanglich weiterentwickelt scheinen.

In Italien hatte man Ende des sechszehnten Jahrhunderts angefangen dynamischer zu werden. Die Instrumente sollten lauter und agiler werden. Ein anderer Halswinkel, Wölbungen wurden neu vermessen/berechnet, Vorspannungen an Bassbalken und natürlich die Anpassung von Saiten, Steg und Bögen.

Später wurde sicher auch viel versucht, neu gedacht und konzeptioniert. Hölzer, Holzpaarungen oder Profileigenschaften an den Resonanzzonen von Decke, Boden und Zargen. Bis heute.

Für mich steht aber fest, ich möchte die Geige bauen, weil es eine Geige ist. Ich sie in ihrer recht strengen Tradition schön finde und mich die Mathematik, die Physik und das Material dahinter furchtbar fasziniert.

Aber ich verstehe es, wenn der Drang nach Weiterentwicklung neue Konzepte ruft. Und ich bin sicher, es werden gerade in den nächsten Jahrzehnten wundervolle neue Interpretationen der traditionellen Geige entwickelt und gebaut werden.

Diesen Fortschritt werde ich auf jeden Fall weiter verfolgen. Doch für mich ist es nicht das Bestreben an der Weiterentwicklung teilzuhaben. Ich möchte einfach gerne mein wunderschönstes Hobby von allen genießen und meine eigenen kleinen Dynamiken in meinem ganz persönlichen Geigenbau haben.