LACKE IM HOBBY GEIGENBAU
"...oder Lacke aus dem Geigenbau?"
Leinöl, Weihrauch und Kolofon?
Na, wenns mal so einfach wäre. Tätsächlich ist es das aber auf eine gewisse Art schon. Dazu komme ich gleich.
Fakt ist, ich möchte ja das mein fertiges Instrument nach irgendwas aussieht. Am liebsten natürlich nach Geige. Vielleicht in Anlehnung an bekannte Modelle?
Also müssen wir färben und retuschieren. Das machen wir mit Beizen, in Wasser gelöste Farbpigmente oder in Alkohol gelöste Farbpigmente. Dazu muss allerdings das Holz vorher gut grundiert werden. Gelantine? Leinölfirnis? wässriger Leimgrund oder Propolis?
Eine Grundierung ist notwendig, um das Holz natürlich zu schützen und auch um ein fleckiges Färbebild zu vermeiden. Im besten Fall feuert die Grundierung noch den geflammten Ahorn an und hebt die Hasel in der Fichte hervor.
Die anschließende Färbung oder Farbretusche gibt dem Instrument sein farbliches Erscheinungsbild. Es bleiben lediglich Farbpigmente in der Holzoberfläche zurück. Mehr passiert da nicht.
Nach der vollständigen Trocknung wird die Grundierung und Färbung von einem Lacküberzug geschützt. Und da wird es dann interessant.
Je nach dem für was man sich entscheidet, Öl oder Spiritus, trägt diese Schicht wesentlich zum Erscheinungsbild bei. Und durch seine Schichtstärke und modularen Eigenschaften auch zur Dämpfung an den resonierenden Elementen der Violine. Sprich, wie elastisch ist der Lack, wie "dick" ist er?
Wenn man sich so manch ältere Geige ansieht bemerkt man, das von der Harzlackschicht garnicht mehr viel vorhanden ist. Vorallem an den Bereichen wo viel Hautkontakt stattfindet.
"Was ist denn nun das Lackgeheimnis und wie mache ich das?"
Diese Frage hat mich viele Jahre sehr beschäftigt. Und ich hatte sehr viel Austausch darüber. Ich habe also beschlossen es für mich auszuprobieren. Meine Rezeptversuche waren alle auf Grundlage der älteren Rezepte welche bekannt und puplik waren.
Grundsätzlich hatten alle Versuche die gleichen Eigenschaften. Sie waren eher härter und für dünne Lackschichten angesetzt. Weiche und zu elastische Lacke waren alleine schon der Empfindlichkeit gegenüber nicht anwendbar.
Und tatsächlich, mit Kolofon hatte ich eines der besten Ergebnisse. Ich hatte natürlich auch Mastix und Sandarak in der Mischung. Jedoch zuletzt nur sehr wenig. Weihrauch (schwer lösbar und hart), war dann zusammen mit Kolofon das Harz der Wahl.
Bei der Grundierung machte Gelantine und Propolis das Rennen. Bei der Färbung, der stark reduzierte Zwiebelschalensud.
Für ein hellgoldbraunes Instrument hatte ich nur die Propolisgrundierung. Bei barocken oder eher dunkleren Farben dann der Zwiebelsud. Und so kann ich auch mischen und retuschieren.
Besonders für den Bereich Reparatur und Aufarbeitung, war dieses langjährige Experiment absolut willkommen.
Durch den Umstand das ich auch Lacke an Zupfinstrumenten retuschiert und neu aufgelegt hatte, war natürlich auch Schellack als Überzug an einer Geige das Mittel der Wahl. Ich kann nur sagen, es hat super funktioniert. An den Zargen und Rändern der Geige wohl etwas knifflig. Aber wenn man einen entsprechenden Ballen für das Aufpolieren hernimmt, gelingt es überraschend gut. Meine Schellacke setze ich, wie den Spirituslack auch, selbst an. Meine kleine "Schellack-geheimmischung" beinhaltet aber noch weitere natürliche Harze. Ich modifiziere ihn ein wenig. Je nach Anwendung.
Fortsetzung folgt...
(Harzmischung vor der Verflüssigung)